Institutsgründer für Lebenswerk ausgezeichnet

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat Prof. Dr.-Ing. Werner Kleinkauf für sein Lebenswerk als Forscher für die Nutzung der erneuerbaren Energien ausgezeichnet. Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn überreichte am vergangenen Freitag im Kreis von Wegbegleitern die Goethe-Plakette, die höchste Ehrung, die das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst vergibt.

Prof. Dr. Werner Kleinkauf, Hannelore Kleinkauf, Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn
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Prof. Dr. Werner Kleinkauf, Hannelore Kleinkauf, Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn
Prof. Dr. Werner Kleinkauf
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Prof. Dr. Werner Kleinkauf
Feierstunde zur Verleihung der Goethe-Plakette mit Wegbegleitern im Gießhaus der Universität Kassel
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Grußwort des Präsidenten der Universität Kassel, Prof. Dr. Reiner Finkeldey, in der Feierstunde zur Verleihung der Goethe-Plakette mit Wegbegleitern im Gießhaus der Universität Kassel

Wissenschaftsministerin Angela Dorn: „Die Energiewende, der Umstieg auf nachhaltige, klima- und umweltschonende Energiesysteme, ist eine Menschheitsfrage. Prof. Dr. Werner Kleinkauf hat die Arbeit daran zu seiner Lebensaufgabe gemacht und als Pionier der Energiewende der Gesellschaft einen großen Dienst erwiesen. Bemerkenswert ist seine anwendungsorientierte Herangehensweise: Er behält auch Strategien der Umsetzung neuer Technologien im Blick. Nur so entfalten neue Entwicklungen eine gesellschaftliche Wirksamkeit, werden Dinge zum Laufen gebracht. Ich gratuliere Prof. Werner Kleinkauf herzlich zur Goethe-Plakette.“

Bereits in den 1970er Jahren wandte sich der Elektrotechniker Werner Kleinkauf beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR der Nutzung von Wind- und Solarenergie zu und erarbeitete mit seiner Abteilung eine große von der Bunderegierung beauftragte Studie »Energiequellen für morgen?«.

1976 wurde Kleinkauf auf die Professur »Energieelektronik« der Universität in Kassel berufen. Mit verschiedenen Projekten zur Nutzung der Wind- und Solarenergie wuchs der Drittmittelbereich seines neugegründeten Fachgebiets »Elektrische Energieversorgungssysteme« schnell an.

Zusammen mit drei seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter gründete Kleinkauf 1981 die eher als Ingenieurbüro ausgerichtete »SMA Regelsysteme GmbH«. Als Teilhaber, Mentor und Berater begleitete er fortan die schnell wachsende Firma, die zum heutigen global führenden Spezialisten für Photovoltaik-Systemtechnik mit rund 3000 Mitarbeitern, der weltweit agierenden »SMA Solar Technology AG«, avancierte.

Als Bindeglied zwischen universitärer Lehre und Forschung und der industriellen Umsetzung in Innovationen engagierte sich Kleinkauf für die Gründung des Instituts für Solare Energieversorgungstechnik ISET, Verein an der Universität Kassel e.V., das er von 1988 bis 1998 leitete. Das ISET wurde 2009 als das heutige Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in die Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen.

Um den Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere in Nordhessen stärker voranzubringen engagierte sich Kleinkauf auch für die Gründung (2003) des Kompetenznetzwerkes dezentrale Energietechnologien deENet e.V. und war lange Jahre Vorsitzender des Vorstands.

Mit der »Wissenschafts-Stiftung Kleinkauf« fördert der 80-jährige Pionier der Energiewende insbesondere die Erforschung und Verbreitung nachhaltiger, klima- und umweltschonender Energiesysteme

 

Weitere Informationen

Hintergrundinformationen

Ehrungen und Auszeichnungen

DGS-Preis 1980 (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.): Wissenschaftliche Arbeiten zur Regelung großer Windenergieanlagen

Ehrennadel der Stadt Kassel, 1999: Verdienste für die Stadt als Gründer und Leiter des Solarinstituts ISET e.V.

FGW-Award 2000: Verdienste als langjähriger Vorsitzender der Fördergesellschaft Windenergie e.V.

Bundesverdienstkreuz am Bande: Im Jahr 2000 wurde Prof. Werner Kleinkauf, Gründungsvater des Instituts für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) und Vorreiter auf dem Gebiet der Systemtechnik für die Nutzung regenerativer Energien, vom Bundespräsidenten für seine langjährigen wissenschaftlichen Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Ehrenmedaille des VDI 2002: Auszeichnung für besondere Verdienste als Obmann des Fachausschusses Regenerative Energien

Europäischer Solarpreis 2006: Für sein engagiertes Wirken für die Forschung zur Nutzung erneuerbarer Energien und vor allem für seine Erkenntnisse in Bezug auf ein dezentrales Energiesystem, das zur Zeit aktueller denn je ist, wurde Prof. Kleinkauf mit dem Europäischen Solarpreis 2006 geehrt.

Ehrensenatorenwürde der Universität Kassel: 2012 würdigte die Universität Kassel mit ihrer höchsten Auszeichnung Prof. Dr.-Ing. Werner Kleinkauf als erfolgreichen Wissenschaftspionier, als Gründervater, Unternehmer und als Stifter.

Ehrenvorsitzender des deENet e.V., 2014: Verdienste um die Gründung (2003) des Kompetenznetzwerkes dezentrale Energietechnologien (deENet) und für das langjährige Engagement als Vorsitzender des Vorstands.

Goethe-Plakette des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst 2019

Wissenschaftler mit anwendungsorientiertem Weitblick

Werner Kleinkauf studierte nach Abitur und Bundeswehr an der TU Braunschweig Elektrotechnik und arbeitete von 1969 bis 1976 am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR in Braunschweig und Stuttgart. Dort leitete er das »DLR-Programm für Energieversorgung« und im Rahmen einer großen von der Bunderegierung beauftragten Studie den Teil »Energiequellen für morgen?«. Später war er Mitbegründer des DLR-Bereichs »Energetik«.

1976 wurde Kleinkauf auf die Professur »Energieelektronik« der Universität in Kassel berufen. Mit verschiedenen Projekten zur Nutzung der Wind- und Solarenergie wuchs der Drittmittelbereich seines neugegründeten Fachgebiets »Elektrische Energieversorgungssysteme« schnell an. Dem jungen Professor war es dabei besonders wichtig, neben den grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, auch anwendungsorientierte neue Konzepte sowie Mess- und Regelungssysteme zu entwickeln. Beispielsweise das elektrische Generatorkonzept und die Regelung für die erste deutsche große Forschungs-Windenergieanlage GROWIAN. Obwohl diese Anlage an mechanischen Problemen scheiterte, sind Generatorkonzept und Regelung erfolgreich in die späteren kommerziellen Megawatt-Windenergieanlagen eingeflossen. Für die Photovoltaik erkannte Kleinkauf früh die Bedeutung der Stromrichtertechnik und startete Entwicklungen für die Adaption der damals marktbeherrschenden Thyristorgeräte aus der industriellen Antriebstechnik sowie die Entwicklung von neuen, modular aufgebauten Stromrichterkonzepten mit modernen Transistoren, hohen Schaltfrequenzen, geringerem Gewicht und höheren Wirkungsgraden.

Im Bereich der Lehre hat sich Kleinkauf in mehreren Amtsperioden als Dekan des Fachbereichs Elektrotechnik für die strukturelle Weiterentwicklung engagiert und beispielsweise das erste Studentensekretariat eingerichtet und später zu einem umfassenden Studentenservice weiterentwickelt sowie die Integration der Informatikwissenschaften zum heutigen Fachbereich Elektrotechnik/Informatik maßgeblich vorangetrieben.

Forscher mit Unternehmergeist

Zusammen mit drei seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter gründete Kleinkauf 1981 die eher als Ingenieurbüro ausgerichtete »SMA Regelsysteme GmbH«. Als Teilhaber, Mentor und Berater begleitete er fortan die schnell wachsende Firma. Der Mut des jungen Unternehmens zur Entwicklung und Fertigung von eigenen elektronischen Mess-, Steuerungs- und Regelungssystemen auf Basis der gerade aufkommenden Mikro­­prozessortechnik wurde mit steigenden Absätzen in der Wind- und Solarenergie aber auch der klassischen Antriebstechnik belohnt. Es folgten die Entwicklungen und Produktion von Industrie-Computern und Wechselrichtern made by SMA in Niestetal bei Kassel. Mit dem 100.000-Dächer-Photovoltaik-Programm der deutschen Bundesregierung in den 90er Jahren startete das Unternehmen mit neuen Entwicklungen durch, die sich durch geringere Kosten, höhere Effizienz und umfassenden Service auszeichneten, und avancierte zum heutigen global führenden Spezialisten für Photovoltaik-Systemtechnik mit rund 3000 Mitarbeitern, der weltweit agierenden »SMA Solar Technology AG«. Kleinkauf begleitete das Unternehmen viele Jahre als Berater und Aufsichtsratsmitglied.    

Professor mit Managementqualitäten

Zwischen universitärer Lehre und Forschung und der industriellen Umsetzung in Innovationen fehlte für Kleinkauf aber noch ein Bindeglied der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung, in dem sowohl langfristige neue Technologien und hochqualifizierter Nachwuchs heranreifen. Zusammen mit dem Hessischen Wissenschaftsministerium HMWK entwickelte er ein Konzept für ein anwendungsorientiertes auf die Systemtechnik zur Nutzung der erneuerbaren Energien ausgerichtetes Institut, das sich mit nur einer geringen festen Grundfinanzierung als selbstständiges Institut erfolgreich im Forschungsmarkt etablieren kann. Als Ergebnis wurde am 11. Februar 1988 das Institut für Solare Energieversorgungstechnik ISET, Verein an der Universität Kassel e.V. geründet. Kleinkauf baute das Institut auf und aus. Er verankerte eine intensive Bindung an die Universität Kassel durch seine eigene Professur und engagierte Verhandlungen für die Ergänzung der Institutsleitung durch eine neue Stiftungsprofessur des regionalen Energieversorgers, die später vom Land verstetigt wurde. Außerdem plante er die Aufnahme des Instituts in eine passende größere Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft in München. Das kam durch Wiedervereinigung Deutschlands und ein damit verbundenem Aufnahmestopp im Westen allerdings nicht zu Stande. Es blieb Prof. Dr. Jürgen Schmid† (2013 verstorben), an den Kleinkauf 1998 die Institutsleitung übergab, vorbehalten, das Institut 2009 erfolgreich in die Fraunhofer-Gesellschaft zu integrieren.

»Gründervater« für heutiges Fraunhofer-Institut

1988 wurde das Institut für Solare Energieversorgungstechnik ISET auf Initiative und unter der Leitung (1988 - 1998) von Prof. Dr. Werner Kleinkauf vom Land Hessen mit Unterstützung der Stadt Kassel als eigenständiges An-Institut der Universität Kassel gegründet.

2009 wurde das Institut unter der Leitung (1998 - 2012) von Prof. Dr. Jürgen Schmid (2013 verstorben) als einer von zwei Institutsteilen des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in die Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen.

2018 ist aus dem Institutsteil Energiesystemtechnik des Fraunhofer IWES das neue eigenständige Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel hervorgegangen. Das Fraunhofer IEE forscht heute mit rund 360 Mitarbeitenden für die Transformation der Energieversorgungssysteme und entwickelt Lösungen für technische und wirtschaftliche Herausforderungen.

Förderer der Vernetzung und Stifter für die Wissenschaft

Um den Ausbau der Erneuerbaren Energien insbesondere in Nordhessen stärker voranzubringen engagierte sich Kleinkauf auch für die Gründung (2003) des Kompetenznetzwerkes dezentrale Energietechnologien (deENet e.V.) und war lange Jahre Vorsitzender des Vorstands. In dem Netzwerk arbeiten z. Z. über 100 Mitglieder aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Kommunen mit dem Ziel zusammen, eine zukunftsorientierte, nachhaltige Energieversorgung zu gestalten.

Große Teile seiner monetären Erfolge hat Prof. Kleinkauf in eine 2011 zusammen mit seiner Familie gegründete Stiftung eingebracht.  Die »Wissenschafts-Stiftung Kleinkauf« fördert Wissenschaft und Forschung und dabei insbesondere die Erforschung und Verbreitung nachhaltiger, klima- und umweltschonender Energiesysteme. Mit Hilfe der Stiftung konnten u. a. an der Universität Kassel eine neue Professur für Dezentrale Energiewirtschaft geschaffen und zwei Wissenschaftlerstellen zur Erforschung integrierter Energiesysteme finanziert werden.

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