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BilanzSo viel Müll produziert der Kölner und dort kommt er hin

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Mit den schwarzen Tonnen sammeln die Müllwerker ein, was der Bürger für die Verbrennung freigegeben hat.

Mit den schwarzen Tonnen sammeln die Müllwerker ein, was der Bürger für die Verbrennung freigegeben hat.

Köln – In Köln entsteht immer mehr Abfall. Dennoch will die Stadt ihr Abfallwirtschaftssystem auch in den nächsten zehn Jahren unverändert beibehalten. Neue Anlagen oder andere Beseitigungsverfahren sollen nicht eingeführt werden. Die vom Gesetzgeber für die kommenden Jahre angekündigten Verschärfungen von Grenzwerten sind laut Carla Stüwe von der städtischen Koordinationsstelle Abfallwirtschaft schon jetzt so gut wie erfüllt. Die wichtigsten Zahlen:

596.581 Tonnen Abfall

kamen im gesamten Jahr zusammen – das sind mehr als in jedem Jahr zuvor – etwa 4000 Tonnen mehr als 2016. Weil es aber immer mehr Kölner gibt, ist die Müllmenge, die jeder Kölner laut Statistik erzeugt, seit annähernd drei Jahren gleich: 550 Kilogramm.

561.071 Haushalte

gibt es laut Amt für Stadtentwicklung und Statistik. In mehr als 282 Haushalten lebt nur ein Mensch. Die Abfallwirtschaft berücksichtigt auch die rund 10 000 gemeldeten Übernachtungsgäste täglich für ihr Konzept.

249.135 Tonnen Restmüll

gaben die Kölner ab. Er landete komplett in der Verbrennungsanlage. Vor der Übergabe ans Feuer werden magnetische Metalle für die Wiederverwertung herausgezogen. Aus der Asche wird auf der Deponie Vereinigte Ville noch einiges herausgetrennt. Etwa Aluminium. Aus dem Rest werden Straßen gebaut.

44.130 Tonnen Sperrmüll

kamen zusammen. Das sind 1618 Tonnen mehr als 2016, fast 30 Prozent weniger als fünf Jahre zuvor. Damals wurden Holz, Kunststoff und Metall aus dem Sperrmüll noch nicht gesondert verwertet. Teile des Holzes werden an Biomassekraftwerke geliefert, andere Teile an die Holzwerkstoffindustrie.

766 Tonnen Schadstoffe

gaben Bürger ab – zumeist bei den Wertstoffhöfen, nur 39 Tonnen bei den Schadstoffmobilen. Dabei geht es um Schwermetalle und Lösungsmittel, Batterien, Farben, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel oder gar Quecksilber.

5525 Tonnen Abfall

kippten die Straßenkehrmaschinen ab. Abgesehen vom Herbst und vom Karneval karren sie vor allem Steine, Split und Granulat zusammen, die in der Verbrennung landen.

10.219 Tonnen

sind als „sonstige gemischte Siedlungsabfälle“ deklariert. Das ist der Inhalt von Papierkörben, mit Muskelkraft zusammengefegter Müll sowie der „wilde Müll“, also das, was Bürger einfach so in der Stadt wegwerfen. Es kam so viel zusammen wie zuletzt vor vier Jahren. Als Grund wird eine „zunehmende Nutzung des öffentlichen Raumes“ angeführt. Autoreifen, Elektrogeräte und Metalle werden nach Möglichkeit wiederverwertet. 28 Tonnen Schwemmgut, das nach Hochwasser eingesammelt wurde, sind mitgerechnet, ebenso 633 Tonnen Abfälle von Friedhöfen. 5247 Tonnen Boden und Steine, die auf Friedhöfen anfielen, sind als „Mineralik“ verzeichnet, zumal sie komplett verwertet werden.

1370 Tonnen Abfall

zogen die Stadtentwässerungsbetriebe aus dem Kanalnetz – meist in Form von Schlamm. Diese Zahl sinkt seit Jahren. Der Klärschlamm, der bei der Reinigung des Abwassers im Laufe des Jahres übrig blieb, wog 74 952 Tonnen. Er wird entweder in der Landwirtschaft verwendet oder „thermisch verwertet“, also verbrannt.

39.819 Tonnen

pflanzliche und kompostierbare Abfälle aus Haus und Garten landeten in den Biotonnen – mehr als in den beiden Vorjahren. Die Nutzung dieser Tonnen ist freiwillig und der Abfall wohl deshalb gewissenhafter getrennt als andernorts. Bei der zentralen Kompostieranlage in Niehl wird aus dem Tonneninhalt Kompost für die Landwirtschaft.

63.396 Tonnen Altpapier

kamen zusammen. Trotz der fortschreitenden Digitalisierung stieg die Papiermenge an. Zwei Jahre zuvor waren lediglich 61 849 Tonnen Papier, Pappe und Kartonagen in den Sammeltonnen gelandet oder bei den Wertstoff-Centern abgegeben worden. Die Stadt führt das auf die Zunahme von Bestellungen über das Internet zurück.

3546 Tonnen Altkleider und Schuhe

steckten die Kölner in kommunale Sammelcontainer. Weil immer häufiger neue Schuhmodelle zu haben sind, kann ein Verwerter oft noch gute Schuhe heraussortieren.

6529 Tonnen Elektroschrott

wurden nicht im Handel zurückgegeben, sondern den Abfallbetrieben überlassen.

10.350 Tonnen Altholz

landeten bei den Wertstoff-Centern. Sie wurden wie beim Sperrmüll sortiert und verwertet. 2378 Tonnen Metall leitete die Abfallwirtschaft der Wiederverwendung zu, ebenso 259 Tonnen Kunststoffe und CDs.

26.958 Tonnen

machte der Inhalt der Gelben Tonnen aus. Vor fünf Jahren kamen mit den Gelben Tonnen nur 22 055 Tonnen Müll zusammen, 2014 – im ersten Jahr als Wertstofftonne – schon 25.017 Tonnen.

80 Prozent der Verpackungsmasse

an Aluminium, Glas und Eisen müssen ab 2019 wiederverwendet werden. Ab 2021 sind mindestens 90 Prozent vorgeschrieben. Auch für Papier, Karton, Pappe und Kunststoffe steigt die Quote.

1  Repair-Café

zur Instandsetzung defekter Geräte ist Bestandteil des Konzepts. Im Gebührenbescheid wird künftig auf die Notwendigkeit von Abfallvermeidung hingewiesen.

Das Konzept

Das Abfallwirtschaftskonzept ist eine Formalie, allerdings auch eine Pflicht. Mit ihm muss die Stadt alle fünf Jahre und auf zehn Jahre im Voraus berechnet sicherstellen, dass die Abfallentsorgung nach aktuellen gesetzlichen Vorgaben geregelt und sicher ist. Zahlen und Prognosen von allen beteiligten Entsorgungsfirmen fließen in das Konzept mit ein.

Das erste Konzept wurde im Jahr 1988 aufgestellt. Seitdem hat sich in der Gesetzeslage vieles – auch für den Endverbraucher– verändert. Seit 2005 etwa darf Hausmüll nicht mehr auf Deponien aufgehäuft werden. Stattdessen ist er einem Kreislauf zuzuführen, der eine möglichst weitgehende Wiederverwertung zum Ziel hat. Das ist inzwischen EU-weit vorgeschrieben.

Die Gebühren

Die Müllgebühren werden meist im Herbst vom Stadtrat festgesetzt. Die aktuelle Kalkulation läuft. Und darum möchte die Stadtverwaltung keine Prognose abgeben und auch keine Tendenz beschreiben.

Allerdings sind einige Faktoren bereits bekannt. So ist der Preis gesunken, der für die Verbrennung von Müll bezahlt werden muss. Dies betrifft einen deutlichen Anteil des Kölner Mülls. Eine Gebührensenkung scheint dennoch nicht wahrscheinlich, weil zeitgleich die Lohnkosten gestiegen sind. Das wird sich bei der Straßenreinigung auf jeden Fall auswirken.

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