Nachhaltiger Fahrzeugbau FutureCarProduction – Ein Interview mit Matthias Busse

Ganzheitliche Lösungsansätze zur Bewertung und Entwicklung integraler Karosseriekonzepte

Die Fraunhofer-Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, Trends und Bedarfe der deutschen Industrie aufzuspüren, um schnelle und zukunftsweisende Lösungen anbieten zu können. In diesem Zusammenhang gibt es die Fraunhofer-Leitprojekte. Deren Ziel ist es, wissenschaftlich originäre Ideen schnell in marktfähige Produkte umzusetzen. Unter der Leitung des Fraunhofer IFAM ist nun das Leitprojekt FutureCarProducation gestartet. 

Auf welchen Herausforderungen basiert die Projektidee?

Die Automobilindustrie steht vor einem Paradigmenwechsel: Immer mehr OEMs setzen weltweit auf Großgussteile aus Aluminium, die viele Einzelteile und Fügeprozesse in konventioneller Bauweise ersetzen und potenziell die Fertigungszeit einer Pkw-Karosserie von aktuell ca. 30 Stunden auf 10 Stunden reduzieren können. Dringend erforderliche CO2-Reduzierungen und Maßnahmen zur Ressourcenschonung im Fahrzeugbau werfen jedoch die Frage auf, ob diese Ansätze auch im Hinblick auf Energie- und Materialeinsatz, Kreislaufwirtschaft, Reparaturfähigkeit und Strukturintegrität zielführend sind.

Was erwarten Sie sich von dem Projekt?

FutureCarProduction liefert der Automobilund Zulieferindustrie Entscheidungsgrundlagen und Methodologien zu strategischen Weichenstellungen für Investitionen in neue Fabriken und Fertigungsanlagen. Der Nachweis zur Nachhaltigkeit solcher Entscheidungen wird zum bestimmenden Erfolgsfaktor für neue Karosseriekonzepte. Es werden Bewertungskonzepte erarbeitet, die durch Integration von Life-Cycle-Engineering-Methoden und klassischen Optimierungsansätzen die Lösung der Zielkonflikte in den Bereichen ökologische Nachhaltigkeit, technische Performance und Kosten ermöglichen.

Woran arbeitet das Fraunhofer IFAM im Speziellen im Leitprojekt?

Im Leitprojekt FutureCarProduction werden in Zusammenarbeit von acht Fraunhofer-Instituten Methoden, Prozesse und Technologien etabliert, mit denen die Nachhaltigkeit neuer Karosseriekonzepte methodisch bewertet und technologisch gewährleistet werden. Im Fraunhofer IFAM liegt der Schwerpunkt in der Entwicklung von integralen Großstrukturen und deren Produktionstechnologien. Gießereitechnologie und die Integration von umformtechnisch hergestellten Strukturen, Fügetechnik, Reparaturkonzepte und Aspekte zur energie- und ressourcenoptimierten Kreislaufwirtschaft stehen dabei im Fokus. Die enge Zusammenarbeit und die Koordination der vielfältigen Kompetenzen aller beteiligten Institute ist der Schlüssel zur erfolgreichen Bearbeitung dieses herausfordernden und strategisch wichtigen Leitprojektes der Fraunhofer-Gesellschaft.