Neuartige Anwendungen von PM & AM – Ein Interview mit Thomas Weißgärber

Material- und Technologieentwicklungen für die Zukunft

Wo sehen Sie die Potenziale von Pulvermetallurgie und additiver Fertigung im Speziellen für die Herausforderungen unserer Zeit?

Die großen Herausforderungen der Energiewende und der Wandel in der Mobilität sowie nicht zuletzt die Anforderungen in der Medizintechnik erfordern neue technische Lösungen unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit und Resilienz. Der Werkstoff- und Fertigungstechnik kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die spezifischen Freiheitsgrade der Pulvermetallurgie und der additiven Fertigung hinsichtlich Werkstoffvielfalt und Designfreiheit bei der Bauteilgestaltung können und werden innovative Lösungen für die genannten Herausforderungen hervorbringen.

Welche Entwicklungen des Fraunhofer IFAM spielen für Sie dabei eine besondere Rolle?

Unsere Aktivitäten in der Werkstoffentwicklung und den Fertigungstechnologien konzentrieren sich im Schwerpunkt auf die Bereiche Energie, Mobilität und Medizin. So arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung der Wasserelektrolyse zur effizienten Herstellung von grünem Wasserstoff. Aber nicht nur die Wasserstoffherstellung, sondern auch die Speicherung wird über den Erfolg einer Wasserstoffwirtschaft entscheiden. Unsere Arbeiten zur Feststoffspeicherung werden hierzu einen Beitrag liefern. Pulvermetallurgische Verbundwerkstoffkonzepte stellen einen Schlüssel für eine hohe Speicherdichte und für das notwendige thermische Management bei der Hydrierung und Dehydrierung dar. Zunehmend in den Blickpunkt tritt die Abwärmenutzung. Dies adressieren wir mit Arbeiten zu Wärmespeichern und Thermoelektrik. In der Mobilität sind Entwicklungen von Leichtbauwerkstoffen zu nennen, z. B. zur Verschleißreduktion und damit für eine Lebensdauererhöhung von Bremssystemen oder zur Schwingungsreduktion u. a. im Maschinenbau.

Das Fraunhofer IFAM möchte mit der Konferenz EMATec 2023 erstmals die internationalen Aktivitäten in diesem Bereich zusammenbringen. Weshalb sollte man diese Veranstaltung in Dresden nicht verpassen?

Mit der EMATec soll ein regelmäßiges Forum geschaffen werden, bei dem der interdisziplinäre Austausch zwischen Anwendern, Produzenten und Entwicklung gefördert wird und eine Keimzelle für innovative pulvermetallurgische Lösungen der Zukunft geschaffen wird. Seien Sie Teil dieses Austausches. Ich freue mich auf Ihr Kommen.